Direkt zum Inhalt
Zuletzt aktualisiert: 08.2020
Headerbild_02_2018_300_dpi.jpg

Bei der Reifenrunderneuerung wird ein großer Teil des abgefahrenen Reifens – der Reifenunterbau – wiederverwendet. D.h., es wird nicht der ganze Reifen runderneuert, sondern „nur“ die Lauffläche. Das ist auch gut so – denn die Herstellung der Reifenkarkasse mit den Stahlcordeinlagen ist heute bei den Anforderungen, die an Reifen gestellt werden, ein komplizierter und hochtechnischer Produktionsablauf. Damit wird die Karkasse mit der Runderneuerung einem zweiten Einsatz zugeführt und muss zunächst nicht verbrannt oder deponiert werden. Das rechnet sich für die Umwelt: Im Vergleich zur Herstellung eines Neureifens werden bei der Runderneuerung 70% Energie eingespart.

Dabei ist die Runderneuerung von Reifen (Pkw-Reifen, Lkw-Reifen, EM-Reifen usw.) selbst heute ein hoch industrialisierter und zum Teil voll automatisierter Prozess, der im Rahmen der Typengenehmigung runderneuerter Reifen nach UN-ECE-Regelung 108, 109 und 172 strengen Qualitätskriterien, sowohl den Produktionsprozess als auch die externe Produktprüfung betreffend, unterliegt.

Die Runderneuerung von Lkw-Reifen in Europa steht im Einklang mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, bringt Vorteile für die Umwelt und sichert Arbeitsplätze vor Ort.

Um öffentlichen und privaten Interessenvertretern ein quantifiziertes Verständnis für die sozio-ökonomischen und umweltbedingten Probleme zu vermitteln, die Europa durch die jüngsten Entwicklungen in dieser Industrie entstehen, hat das Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young et Associés) in Zusammenarbeit mit Vertretern der Runderneuerungsindustrie eine aktuelle Studie zum Thema „Der sozio-ökonomische Einfluss der Runderneuerung von Lkw- Reifen in Europa – Kreislaufwirtschaft von Reifen in Gefahr“ erstellt. Diese analysiert beispielsweise, dass die Runderneuerung heute über 19.000 direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplätze in der EU 5 stellt; 3.200 Arbeitsplätze sind seit dem Jahr 2010 verloren gegangen, ein Trend, der sich wahrscheinlich beschleunigen wird, sollte die aktuelle Situation bestehen bleiben.

Die Studie kann hier abgerufen werden.

Studien_Lkw-Runderneuerung_EY.PNG

Reifenrunderneuerung im Fokus der Politik

Jana Schimke (MdB) besuchte RuLa-BRV in Brandenburg

Jana_Schimke_01.jpg
Jana_Schimke_02.jpg

Jana Schimke, Mitglied des Deutschen Bundestages, besuchte mit ihrer Referentin Stefanie Stadie den brandenburgischen Lkw-Runderneuerer RuLa-BRW.  Mit über 25 Jahren Erfahrung im Bereich der Runderneuerung von Lkw- und LLkw- sowie Bagger- und MPT-Reifen gehört das Unternehmen mit zu den größten unabhängigen Runderneuerern Deutschlands.

Beim Rundgang durch die moderne ca. 4000 m² große Produktionshalle erläuterte Geschäftsführer Detlev Biermann die einzelnen, arbeitsintensiven Produktionsschritte der Runderneuerung und informierte zugleich über die ökologische Nachhaltigkeit, den Nutzen für die Allgemeinheit und die aktuelle Lage der Runderneuerungsbranche.

Neben dem ökologischen Nutzen, wie Materialeinsparungen von bis zu 70% im Vergleich zu nicht runderneuerbaren Reifen, werden beispielsweise in Deutschland ca. 5.700 Arbeitsplätze durch die Runderneuerungsbranche unterhalten1. Allein bei RuLa-BRW sind derzeit rund 60 Mitarbeiter beschäftigt. Vom Runderneuerungsbetrieb profitiert auch die heimische Wirtschaft wie z.B. Maschinenbauer, Speditionen, Werkstätten und Dienstleistungsunternehmen.

Biermann rechnete der Bundestagsabgeordneten Jana Schimke vor, dass allein im letzten Jahr durch die RuLa-BRW GmbH bei einer Produktion von ca. 50.000 runderneuerten Reifen im Vergleich zur Neureifenproduktion ca. 2,9 Millionen Liter Rohöl sowie 3.250 Tonnen Rohstoffe eingespart wurden und die Umwelt mit rund 3.350 Tonnen weniger Kohlendioxidaustoß entlastet wurde und somit ein erheblicher Beitrag zum Umweltschutz und zur Kreislaufwirtschaft erbracht wurde. Darüber hinaus wies Biermann darauf hin, dass es bereits heute Länder in Europa gibt, die öffentliche Verkehrsbetriebe dazu verpflichtet haben, einen bestimmten Anteil (z.B. 20% in Italien) runderneuerte Reifen einzusetzen und somit auch einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Warum gibt es so etwas in Deutschland nicht?

Frau Schimke war begeistert von dem Unternehmen und dem Beitrag zum Umweltschutz und versprach, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für den Erhalt der Runderneuerungsbranche einzusetzen.

1 Quelle: Der sozio-ökonomische Einfluss der Runderneuerung von Lkw-Reifen in Europa

BIPAVER - Know-how quer durch Europa

„Gebt Lkw-Reifen ein zweites Leben – der Umwelt und der Qualität zuliebe!“ Natürlich trägt auch unsere Dachorganisation unser Ziel mit. BIPAVER repräsentiert die Europäische Runderneuerungsindustrie und vertritt die Interessen von zehn Mitgliedsstaaten.

Weitere Informationen finden Sie hier.

logoBIPAVERs.png

Überall im Einsatz – mit vollem Erfolg

Runderneuerte Reifen beweisen ihre Leistung. Seit Jahren und tagtäglich aufs Neue. So sind sie auch quer durch die Verkehrsindustrie im Einsatz – bei Fluggesellschaften, an Bau- und Erdbewegungsmaschinen, Schulbussen und Kommunalfahrzeugen, bei Lkw-Flotten und Express-Zustelldiensten, Feuerwehr- und anderen Rettungsfahrzeugen, Traktoren und weiteren landwirtschaftlichen Geräten. Lesen Sie selbst, was Anwender aus unterschiedlichen Bereichen zu den Reifen sagen, die nicht nur die Umwelt schonen und Kosten sparen, sondern auch mit ihrer Performance überzeugen.

Fernverkehr

Runderneuerte Profile sind laufleistungsstark. Ob Autobahnen oder Fernstraßen – sie meistern große Strecken mit geringstmöglichem Rollwiderstand.

Lkw_iStock-599922798_web.jpg

Quelle: iStock

Nah-/ Verteilerverkehr

Im regionalen Einsatz sind Profile, die gut beschleunigen und bremsen – und trotzdem Strecke machen.

Llkw_iStock-658677376_web.jpg

Quelle: iStock

Straße/Baustelle

Runderneuerte beweisen auch im gemischten Einsatz ein Höchstmaß an Flexiblität – mit speziellen Gummimischungen, die Traktion und Mobilität gewährleisten.

Spezialeinsatz.jpg

Quelle: Fotolia

Stadtverkehr

Das Fahren in der Stadt stellt an den Reifen hohe Ansprüche. Runderneuerte sind so robust und widerstandsfähig, dass sie diesen standhalten.

Stadtverkehr.jpg

Quelle: Fotolia

Offroad

Abseits der Straße überzeugen runderneuerte Reifenprofile vor allem mit Traktionsfähigkeit – auf jedem Untergrund.

Offroad.jpg

Quelle: Fotolia

Spezialeinsatz

Die Mischung eines runderneuerten Reifens kann so konzipiert sein, dass sie für jede Anforderung geeignet ist und dabei stets Mobilität und Sicherheit garantiert.

STRABAG__Portalkran_auf_der_K_20_Hochstraße_Elbmarsch.jpg

Quelle: STRABAG AG

Runderneuerte sind Umweltschützer

Die Runderneuerung schenkt den Lkw-Reifen ein zweites Leben. Mindestens. Denn in vielen Fällen sogar ein drittes oder viertes. Dabei können 70 Prozent des Reifenmaterials erhalten werden – die Karkasse und ein Teil des Gummis. Die restlichen 30 Prozent Gummimaterial werden energetisch genutzt. Die Umwelt bedankt sich dafür: Im Vergleich zur Herstellung eines Neureifens ist der Energieaufwand um rund 50 Prozent und der Wasserbedarf um rund 80 Prozent niedriger. Es wird bis zu 70 Prozent weniger Rohöl benötigt. Bei einer Runderneuerung werden zudem im Schnitt 50 kg weniger Rohstoffe eingesetzt, was ebenfalls einer Einsparung von durchschnittlich etwa 70 Prozent im Vergleich zur Herstellung eines Neureifens entspricht. Und in Summe verursacht die Produktion von runderneuerten Reifen um 30 Prozent niedrigere CO2-Emissionen als die Produktion von Neureifen.

Lkw_iStock-468044226.jpg

Quelle:iStock

Minimaler Rohstoffeinsatz

Es gibt viele gute (Umwelt-)Gründe, die für runderneuerte Reifen sprechen:

Wenn Sie einen neuen Lkw- oder Busreifen herstellen, brauchen Sie dafür 60 bis 80 kg Gummimischung. Der runderneuerte Reifen kommt mit 15 kg aus – einem Viertel davon!
Der Neureifen schluckt bei seiner Produktion 83 l Erdöl. Der Runderneuerte nur 26 l, also zwei Drittel weniger. Um drei Viertel geringer ist der Rohstoffverbrauch.

Grafik_Rohstoffverbrauch.jpg

Quelle: BANDAG

Rohstoffe.jpg

Quelle: SanerG

CO2 - unser Beitrag zum Klimaschutz

Wissenschaftler haben einen neuen Höchststand beim Treibhausgas Kohlendioxid in der Atmosphäre registriert. Erstmals seit Beginn der Messungen hat der weltweite monatliche Durchschnittswert der CO2-Konzentration 400 ppm (parts per million, Teilchen pro Million) überschritten. Mit der Entscheidung, runderneuerte Reifen zu fahren, tragen Sie aktiv dazu bei, dass diese Entwicklung nicht mehr als notwendig voranschreitet. Denn bei der Herstellung eines zum Beispiel heißerneuerten Reifens werden im Vergleich zum Neureifen ein Drittel (Quelle: BANDAG) weniger Treibhausgase erzeugt. 100 kg CO2 pro Reifen entsprechen einer Einsparung von bis zu 500.000 t pro Jahr.

(Quelle: Institut für Produktdauerforschung)

CO2_Klimaschutz.jpg

Quelle: bipaver / frentusha

Hightech auf höchstem Niveau

Zwei Verfahren schenken den Reifen ein neues Leben: die Heiß- und die Kalterneuerung.

Die Heißerneuerung ist die formengebundene Vulkanisation bei einer Temperatur von ca. 150° Celsius. Lauffläche und Seitenwände des Reifens werden aus unvulkanisierten Gummimischungen aufgebaut. Formgebung und Ausbildung des Profils erfolgen in der Reifenpresse. Den genauen Produktionsablauf finden Sie hier.

Bei Lkw-Reifen kommt häufiger die Kalterneuerung zum Einsatz. Diese formenunabhängige Vulkanisation erfolgt bei einer Temperatur von 95 bis 110° Celsius. Der Reifen wird mit Hilfe eines bereits vulkanisierten Laufstreifens (= neues Profil) und einer unvulkanisierten Bindegummischicht aufgebaut. In einem gasdicht verschließbaren Druckbehälter – genannt Autoklav – wird anschließend die Verbindung zwischen Karkasse, Bindegummi und Laufstreifen hergestellt. Den genauen Produktionsablauf finden Sie hier.

csm_heisserneuerung.jpg

Heißerneuerung (Quelle: KRAIBURG)

csm_Kalterneuerung.png

Kalterneuerung (Quelle: KRAIBURG)

Geprüfte Qualität von Anfang an

Unabhängige Studien belegen: Runderneuerte Reifen sind zuverlässig und strapazierfähig. Die DEKRA hat zum Beispiel festgestellt: Die Reste geplatzter Reifen auf deutschen Autobahnen stammen in erster Linie und in der Mehrheit von Neureifen – und nicht von runderneuerten Reifen, wie gemeinhin angenommen wird. Pannenauslöser Nummer 1 ist dabei zu wenig Luft im Reifen. So müssen sich Nutzer um die Sicherheit runderneuerter Reifen keine Gedanken machen. Sie halten dieselben Standards ein wie Neureifen. Denn auch runderneuerte Reifen unterliegen der Typengenehmigung (E/ECE-Kennzeichnung) und damit der permanten Qualitätsüberwachung durch autorisierte Prüflaboratorien.

Voraussetzung für diese Qualität ist die Qualität der Karkasse. Und genau diese untersuchen die Runderneuerungsbetriebe mittels der sogenannten Shearografie, eines lasergestützen optischen Messverfahrens, sehr sorgfältig auf versteckte Schäden. Zum Einsatz kommen nur die Karkassen, die die Prüfung erfolgreich überstanden haben.

In mehreren Arbeitsschritten wird dann aus dem abgefahrenen Reifen ein neues, leistungsfähiges Produkt. Die Runderneuerungsexperten stimmen die Gummimischung und das Profildesign natürlich jeweils exakt auf die Anwendung, also auf Ihre Bedürfnisse ab – ob Fern-, Nah- oder Stadtverkehr, abseits von Asphalt oder im Mix Baustelle / Straße.

Laufleistung und Rendite

Runderneuerte Reifen sind im Vergleich zu Neureifen 30 bis 50 Prozent günstiger. Für die meisten Anwender bedeutet dies mehrere Millionen Euro Ersparnis pro Jahr. Dabei stehen die Umweltschützer unter den Reifen ihren neuen Kollegen hinsichtlich Laufleistung und Rollwiderstand in nichts nach. Runderneuerte erbringen erwiesenermaßen dieselbe Kilometerleistung – allerdings zu geringeren Kosten pro Kilometer.

Zur Veranschaulichung: Von den Kosten eines Neureifens fließen knapp 70 Prozent in die Karkasse. Drei Viertel des Betrages! Genau dieser Teil kann aber erhalten werden. Die Runderneuerung ermöglicht also die Weiterverwendung einer Investition, die Sie bereits getätigt haben.

Lkw_gde_08-2018_web.jpg
Grafik_Kosten_km_LkWReifen.jpg

Ausbildung - Hochqualifizierte Profis

Räder sind Hightech-Produkte und damit ein Aufgabengebiet für hoch qualifizierte Profis, die sich mit der immer komplexer gewordenen Technik perfekt auskennen. Aus diesem Grund wurde der Ausbildungsberuf des Mechanikers/der Mechanikerin für Reifen- und Vulkanisationstechnik geschaffen. Wer Spaß an Autos und Technik hat, trifft hier auf ein spannendes Tätigkeitsfeld mit guten Zukunftsperspektiven.

Die Ausbildung gliedert sich in drei Phasen. Das erste Jahr vermittelt eine allgemeine Grundbildung, das zweite eine tiefer gehende Fachbildung. Um im dritten Lehrjahr besteht die Möglichkeit, zwischen den Fachrichtungen Reifen- und Fahrwerkstechnik oder Vulkanisationstechnik zu wählen.

Welche Qualifizierung auch immer – eines ist klar: Die Ausbildung bei einem der Fachbetriebe in Deutschland erfolgt auf höchstem technischen wie fachlichen Niveau. Und so sorgen Sie gemeinsam mit Ihren Lehrmeistern dafür, dass die runderneuerte Reifen mit ihrer Leistung und Qualität nachhaltig überzeugen.

Nähere Informationen für Ausbildungsinteressierte und Ausbildungsbetriebe gibt es auf der BRV-Kampagnenseite "Deine Zukunft ist rund".

Inhalt