Montageanleitung - Motorrad
Montageanleitung für Motorroller, Leichtkrafträder, Motorräder
Die Arbeiten an Zweirädern erfordern einen speziellen Kenntnisstand und eine qualifizierte Ausbildung des Monteurs bezüglich des Ein- und Ausbaus des Rades vom Fahrzeug und bei der Reifenmontage zu verwendenden Maschinen. Die Radein- und Ausbauanleitungen des Handbuches des Zweiradfahrzeuges sind als Arbeitsanleitung mit heranzuziehen. Den technischen Ausführungen des Zweiradherstellers bezüglich der Vorgehensweise beim Radaus- und -einbau ist Folge zu leisten. Die neu zu montierende Bereifung ist auf Zulässigkeit und richtige Zuordnung zu dem Fahrzeug hin zu prüfen.
1. Zweirad zum Zwecke des Reifenausbaus anheben
Das Zweirad wird mittels dafür vorgesehener Hubeinrichtungen wie Zweiradhebebühne, Aufbockständer etc. angehoben. Hierbei ist auf einen sicheren Stand und eine exakte Fixierung des Fahrzeuges zu achten. Die vom Hersteller der Hubeinrichtung vorgesehenen Fixier- und Sicherungsmittel sind nach der Betriebsanleitung einzusetzen, ebenso sind die Ausführungen der technischen Anleitung des Fahrzeugherstellers zu beachten.
Beim Anheben sind insbesondere Verkleidungsteile und Abdeckteile des Zweirades vor Beschädigungen schützen.
Keinesfalls das Zweirad mittels ungeeigneter Hubeinrichtungen oder Wagenheber anheben. Auch das Anheben unter Motorblock, Vordergabel, Hinterradschwinge oder Verkleidungsteilen ist nicht ordnungsgemäß. Erhöhte Gefahr von Beschädigungen!
Ausnahme: Im Handbuch des Herstellers ist das Anheben an diesen Teilen vorgesehen.
Vor dem Radausbau noch einmal das Fahrzeug auf Standfestigkeit und einwandfrei haltende Sicherungsmittel prüfen.
2. Radausbau
Der Radausbau am Zweirad muss nach der Betriebsanleitung des Fahrzeugherstellers vorgenommen werden. Bei den Arbeiten ist das im Werkzeugset des Fahrzeugs befindliche Spezialwerkzeug einzusetzen. Es ist auf richtiges und einwandfreies Werkzeug zu achten! Es müssen die korrekte Schlüsselweite und das passende Werkzeug zugeordnet werden.
Keine Schlagschrauber zum Lösen der Schrauben verwenden! Achtung: Ausländische Fahrzeughersteller bauen teilweise in Zollmaßen!
Alle demontierten Fahrzeugteile sind sauber und verwechslungsfrei abzulegen und so zu lagern, dass sie später beim Radeinbau vollständig vorhanden sind und zweifelsfrei in richtiger Folge montiert werden können. Gefettete Teile wie Achsen, Tachowelle, Ketten etc. sind besonders vor Verschmutzung zu schützen.
Beim Ausbau des Rades sind insbesondere die Bremsen unbedingt vor Beschädigung oder falscher Behandlung zu schützen. Die Bremsbacken sind bei der Demontage des Rades mittels geeigneter Werkzeuge zu lösen. Dabei ist bei Scheibenbremsen darauf zu achten, dass die Bremsklötze nicht aus den Sitzen der Bremsbacken rutschen.
Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Bremsscheiben/-trommeln und die Bremsbacken/-klötze an ihren Anpressflächen keinen Kontakt mit Ölen und Fetten haben.
Bei der Demontage des Vorderrades ist dem Tachometerantrieb besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Wenn alle Befestigungen ordnungsgemäß gelöst und entfernt sind, ist das Rad vorsichtig aus der Gabel/Schwinge zu ziehen. Hierbei ist ganz besonders auf die Vermeidung von Schäden an Fahrzeugteilen wie Abdeckteilen, Distanzscheiben, Bremsteilen und Führungen, Tachometerantrieb, Kettenritzel oder Kardanverzahnung und auch der Felge des Zweirades zu achten. Es darf beim Herausziehen nicht zum Verkanten des Rades mit Fahrzeugbauteilen kommen.
Niemals das Rad gewaltsam herausziehen.
Nach dem Entfernen des Hinterrades sind, sofern vorhanden, das Kettenritzel und die Gummiblöcke in der Kettenritzel-Aufnahme vorsichtig zu entfernen und für den Wiedereinbau aufzuheben.
3. Reifen entlüften
Mit geeignetem Ventilausdreher den Ventileinsatz herausdrehen und den Reifen vollständig entlüften lassen. Dabei Felge und Radnabe nicht verkratzen.
Bei Reifen mit Schlauch ist die Halteschraube des Metallventils vor dem Entlüften zu entfernen und zu lösen. Bei Enduro-/Cross-Motorrädern sind die Spannklauen der Reifenhalter, meistens gegenüber dem Ventil, ebenfalls zu lösen.
4. Reifenwulste abdrücken
Mit der Abdrückschaufel der zur Motorradmontage geeigneten Montagemaschine nacheinander beide Wulste abdrücken. Abdrückschaufel nahe des Felgenhorns ansetzen. Darauf achten, dass die Felge nicht beschädigt wird.
Festsitzende Wulste nicht auf einmal, sondern durch Weiterdrehen der Felge in kurzen Abständen mehrmals abdrücken.
Bei Zweiradfelgen mit Schlauch ist eine Beschädigung des Schlauches und des Ventils durch zu starken Druck der Abdrückschaufel zu vermeiden.
5. Felge aufspannen
Die Montiermaschine wird mit den passenden Spannklauen (Zubehörteilen) bestückt, welche ein beschädigungsfreies passgenaues Zentrieren gewährleisten. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Anbauteile wie Bremsscheiben, Tachometerantrieb. Radnabe o. ä. die einwandfreie Zentrierung des Rades durch Aufsetzen auf den Drehteller der Montiermaschine beeinträchtigen.
Bei Leichtmetallrädern und Chromfelgen müssen Kunststoffe oder kunststoffbeschichtete Spannklauen verwendet werden, damit die Felge nicht verkratzt wird. Auswuchtgewichte am Felgenhorn sind vor der Montage des Reifens zu entfernen.
6. Montagearm der Maschine einstellen und fixieren
Nach der Bedienungsanleitung des Montiermaschinenherstellers ist der Montagearm der Montiermaschine so einzustellen und so zu fixieren, dass er die Felge nicht berührt.
7. Reifen von der Felge demontieren
Mittels Montierhebel nach der Bedienungsanleitung des Herstellers der Montiermaschine der beiden Reifenwulste nacheinander von der Felge demontiert. Mit der Demontage der Reifenwulste immer am Ventil beginnen! Keine scharfkantigen, sondern Spezialmontierhebel verwenden. Ist dieser nicht vorhanden, Kunststoffschoner zwischen Montierhebel und Felgenhorn legen, um Beschädigungen zu vermeiden.
Bei stramm ziehender Reifenwulst ist diese Montagepaste oder Montageflüssigkeit zu versehen. Bei Verwendung von Montageflüssigkeit ist die Felge nach der Demontage zu reinigen.
Bei Reifen mit Schlauch ist besonders zu beachten, dass der Schlau nicht zwischen dem Montiereisen und der oberen Reifenwulst eingequetscht wird. Ebenso ist das Einzwicken des Schlauches zwischen der dem Ventil gegenüberliegenden Reifenwulst und der Felge zu vermeiden, da dies zu einer Überdehnung der Wulst beim Hebel über das Felgenhorn führen kann. Bevor die untere Wulst demontiert wird, ist der Schlauch aus dem Reifen zu entnehmen.
8. Ventil entfernen, neues Ventil einsetzen
Grundsätzlich gilt: Neuer Reifen - neues Ventil!
Das in der Felge befindliche Ventil wird entfernt und durch ein neues ersetzt.
Achtung: Das alte Ventil kann falsch gewesen sein! Deshalb: Immer die Vorschriften des Fahrzeugs- oder Felgenherstellers bezüglich der Ventilausführung (Gummi oder Metall) beachten. Beim Entfernen des Ventils darf die Felge nicht beschädigt werden. Der Ventilsitz an der Felge wird überprüft und ggf. gereinigt. Ein neues Gummiventil wird mit Montageflüssigkeit benetzt und mittels geeigneten Werkzeugs eingezogen. Dabei ist die Felge vor Beschädigungen und Kratzern zu schützen.
Bei Metallventilen ist die richtige Ventilausführung bezüglich Gummidichtung und Belagscheiben auszuwählen und dann das Ventil zentrisch einzusetzen. Mittels Ringschlüssel wird die Überwurfmutter fest angezogen.
Auch eine grundsätzliche Weisheit: Neuer Reifen - neuer Schlauch! Bei Reifen in Tube Type-Ausführung ist daher bei der Neureifenmontage auch immer ein neuer Schlauch zu verwenden.
9. Reifen und Felge prüfen
Die Felge nochmals auf Korrosion oder Gummianhaftungen am Wulstsitz prüfen und ggf. mit einer Messingdrahtbürste vorsichtig reinigen. Reifen, Schlauch und Felge auf Übereinstimmung und richtige Zuordnung hin kontrollieren.
10. Reifenwulst mit Montierpaste einstreichen oder einsprühen
Wegen der hohen Drehkräfte am Hinterrad darf die Montierpaste nur sehr sparsam verwendet werden.
11. Montage des Reifens
Reifen korrekt auflegen. Bremsscheiben oder Kettenritzelseite / Drehrichtung beachten. Reifenbeschriftung oder Rotationsrichtung (Vorder-Hinterrad) prüfen. Vorhandene Wuchtmarkierungen (roter Punkt) beachten.
Nacheinander beide Wulste des Reifens nach Anleitung des Maschinenherstellers auf die Felge aufziehen. Dabei auf keinen Fall Gewalt anwenden!
Bei Tube Type-Reifen nach der Montage der unteren Wulst den leicht angepumpten Schlauch einlegen. Darauf achten, dass das Ventil gerade eingeführt wird und frei beweglich ist. Der Schlauch muss richtig im Tiefbett der Felge liegen und darf nicht verdreht sein. Bei der Montage muss die dem Montagearm gegenüberliegende Wulstseite vollständig in das Tiefbett gedrückt werden. Darauf achten, dass die Wulst nicht am Ventil einklemmt.
Bei Tube Type-Reifen darf der Schlauch nicht zwischen der Wulst und dem Felgenhorn eingeklemmt werden. Eventuell vorhandene Reifenhalter sind nach den Richtlinien des Fahrzeugherstellers miteinzubauen.
12. Reifen aufpumpen
Ventileinsatz aus dem Ventil entfernen, Ventilnippel aufdecken und Druckmittel - Luft oder Gas - einfüllen.
Beim langsamen Befüllen das Setzen des Reifens auf das Felgenhorn beachten. Bei Humpfelgen den maximalen Springdruck von ca. 3,4 - 4 bar nicht überschreiten, eventuell den Reifen noch einmal entlüften und die Wulst stellenweise mit Montagemittel einstreichen. Prüfen, ob die Kennlinien der Wulst gleichmäßigen Abstand zu den Felgenhörnern haben.
Bei Tube Type-Reifen vor dem Befüllen prüfen, ob der Schlauch nirgendwo zwischen der Wulst und der Felge klemmt.
Dann Luft ablassen, Ventileinsatz korrekt einschrauben und den für das jeweilige Fahrzeug vorgeschriebenen Luftdruck aufpumpen. Dichtheit des Ventileinsatzes prüfen!
Bei Tube Type-Reifen die Überwurfmutter des Ventils anbringen, jedoch nicht festziehen, damit später im Fahrbetrieb kontrolliert werden kann, ob sich der Reifen auf der Felge verdreht hat (schiefgestelltes Ventil).
Dann eine für Zweiräder geeignete Ventilstaubkappe mit Gummidichtung aufschrauben.
13. Auswuchten
Auswuchten nach den Vorschriften des Herstellers der Auswuchtmaschine. Auf genaue Zentrierung des Rades achten. Richtigen Spannflansch und die vorgeschriebenen Zentrierhilfsmittel verwenden.
Die vom Fahrzeug-/Felgenhersteller bestimmten Aus gleichgewichte verwenden. Beim Auswuchten noch einmal die Kennlinie über den Wulsten auf richtigen Sitz kontrollieren. Ebenso ist eine Sichtprüfung auf Höhen- und Seitenschlag von Rad und Reifen vorzunehmen.
Ab einer Felgenbreite von 2,5 Zoll ist auch das dynamische Wuchten des Rades notwendig, um eine einwandfreie Laufruhe zu erzielen.
14. Radeinbau
Nach Vorschrift des Reifenherstellers die entfernten Anbauteile des Rades (Ritzel etc.) anbringen. Dann das Rad in die Gabel/Schwinge gewaltfrei einführen und fixieren. Wurden in demontiertem Zustand einzelne Gabelholme verdreht, können Verspannungen beim Festsitzen der Radachse entstehen. Nach den Vorschriften des Herstellers wird das Rad eingebaut und mit den bei der Demontage abgebauten Teilen komplettiert. Die Steckachsen eventuell vor dem Einbauen leicht fetten.
Achtung! Besondere Sorgfalt beim Einbau der Bremsteile walten lassen!
Kettenspannung nach Vorschrift des Fahrzeugherstellers ohne oder unter Belastung einstellen. Die Drehmontageangaben der verschiedenen Schrauben und Muttern einhalten. Keine Schlagschrauber zum Anziehen der Schrauben verwenden. Neue Splinte zum Sichern der Mutter oder neue selbstsichernde Muttern verwenden.
Nach dem Radeinbau durch Pumpen an den Bremshebeln unbedingt den Bremsdruck wieder herstellen. Anschließend noch einmal alle Arbeitsschritte des Radeinbaus überprüfen und kontrollieren.
15. Fahrzeug ablassen und prüfen
Das Fahrzeug von der Hebebühne bzw. dem Aufbockständer ablassen. Sicherungseinrichtung entfernen, dabei ist das Fahrzeug durch geeignete Maßnahmen vor dem Umfallen zu sichern. Danach durch Schieben oder Probefahren des Fahrzeugs prüfen, ob alle Funktionen von Bremsen, Tachometer etc. richtig arbeiten.
16. Fahrzeug übergeben
Nach erfolgter Kontrolle kann das Fahrzeug dem Kunden übergeben werden. Dabei ist auf eventuelle Einfahrvorschriften des Reifenherstellers hinzuweisen. Auch Sicherheitshinweise und andere Vorschriften sollten bei der Übergabe ausgehändigt und die Übergabe und die Hinweise vom Kunden bestätigt werden.
Dann wird der Kunde freundlich verabschiedet.
17. Arbeitsplatz für den nächsten Kunden vorbereiten
Gebrauchte Werkzeuge reinigen und an die dafür vor gesehene Stelle bringen. Am Arbeitsplatz Ordnung schaffen. Auf Sauberkeit achten. Benötigte Materialien und Kleinteile auf Vollständigkeit und Vorhandensein prüfen, ggf. beschaffen.