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Altreifen: Neue Wege aus der Entsorgungs-Sackgasse

Reifenfachverband BRV initiiert Innovationsprojekt – Netzwerk soll neue Absatzwege und Perspektiven für Recyclinglösungen entwickeln – Bundesministerium für Bildung und Forschung hat Fördergelder bewilligt

Rund 577.000 Tonnen Altreifen fallen jährlich in Deutschland an – mit steigender Tendenz. Doch die Entsorgung wird zunehmend zum Problem, weil zwei der wesentlichen drei Entsorgungswege – thermische Verwertung in Zementwerken und Weiterverwendung durch Export ins Ausland oder durch Runderneuerung vor allem von Nutzfahrzeugreifen – ins Stocken geraten sind. „Da diese Wege zunehmend in Sackgassen führen, gilt es dringend, innovative Alternativen zu suchen“, sagt Yorick M. Lowin, Geschäftsführer des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV e.V., Bonn), welcher bundesweit alle Akteure auf dem Reifenersatzmarkt und damit auch die zertifizierten Altreifenentsorger vertritt, die sich teilweise in der Arbeitsgemeinschaft ZARE zusammengeschlossen haben. Der Verband hat deshalb ein Netzwerk initiiert, in dem die Hemmnisse wirtschaftlich rentabler Altreifen-Entsorgung angegangen und beseitigt werden sollen. Der Fokus liegt dabei auf dem Ausbau des dritten Entsorgungsweges, dem Recycling. „Altreifen können schon jetzt stofflich verwertet werden, indem sie zu Gummigranulat und Gummimehl aufbereitet werden, das dann z.B. für Tartanbahnen, Kinderspielplätze oder als Asphaltbeimischung im Straßenbau verwendet wird. Doch trotz aller Vorteile, die diese Lösung vor allem in ökologischer Hinsicht bietet, ist die Nachfrage nach Rohstoffen aus recycelten Altreifen noch deutlich ausbaufähig“, erklärt Lowin. Hochrechnungen zufolge könnte in einem ersten Schritt bis zu ein Viertel des Rohstoffes Altreifen für Gummiasphalt im Straßenbau verwendet werden.

Da die Entsorgungsbranche aus vielen kleinen und mittleren Unternehmen besteht und aus eigener Kraft nicht über die notwendigen Ressourcen verfügt, soll jetzt das genannte Netzwerk aus Verbänden/Organisationen, Forschung, Altreifen-Entsorgern und weiteren Unterstützern unter Projektleitung des BRV das wachsende ökologische und wirtschaftliche Problem mangelnder Recyclingwege für Altreifen aufarbeiten und neue Absatzwege und Perspektiven entwickeln. Ein Konzept dafür hat der Reifenfachverband heute beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin präsentiert und damit überzeugt: Die für das Projekt beantragten 100.000 Euro Fördermittel aus dem beim BMBF angesiedelten Förderbereich „Innovationsforen Mittelstand“ wurden bewilligt. Yorick M. Lowin freut sich über die Zusage, sieht er doch damit zumindest die Anschubfinanzierung gesichert: „Wir gehen davon aus, dass sich im Laufe des Vorhabens das Netzwerk sukzessive um weitere Technologie- und Serviceanbieter rund um das Thema Altreifen bzw. Altreifen-Entsorgung erweitert. Damit kommt allen Teilnehmern ein größeres Know-how-Spektrum zugute und es erhöhen sich die Möglichkeiten, die Technologiethemen auch nach Auslauf der Förderung in Verbünden weiter erfolgreich zu bearbeiten.“

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